Die Begegnung.

Film lässt sich nicht lehren, sondern Film muss man (…) begegnen, um aus dieser Begegnung dann entsprechende Schlüsse zu ziehen. Diese Begegnung ist nicht nur theoretischer Natur, sondern muss auch immer praktisch erfolgen, weil nur in der eigenen Anwendung die Möglichkeit besteht, visuelle Entschlüsselung dahingehend zu überprüfen, inwieweit es die eigene Gestaltungs- und Ausdruckskompetenz erweitert hat. Die gezogenen Schlüsse sind wiederum unterschiedlich, je nach Vorerfahrung, die der Betrachter in diese Begegnung mit einbringt. So gesehen wird die Begegnung mit Film zum Prozess, weil sich bei jeder erneuten Begegnung die Erfahrungswelt des Betrachters wieder verändert hat und diese Veränderungen Bestandteil der Interaktion sind.


aus „Bildgewaltig! Die Möglichkeiten der Filmästhetik zur Emotionalisierung der Zuschauer“ von Ines Müller, Seite 49